APRIL 2023
Mit rund 344.000 € fördert die Deutsche Krebshilfe im Rahmen ihres Programms „Klinische Forschung und Klinische Grundlagenforschung“ das Forschungsprojekt „Entschlüsselung der immunologischen Wirkung der Chemotherapie beim Pankreaskarzinom“ der Pankreatischen Neuropathie und Schmerz-Forschungsgruppe an der Klinik und Poliklinik für Chirurgie. Die Entdeckung neuartiger immunologischer Ziele, die durch die Chemotherapie freigesetzt werden, könnte zu neuen und wirksameren immuntherapeutischen Strategien führen, die die Grenzen der konventionellen Chemotherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs überwinden, so Dr. Carmen Mota-Reyes (Klinik und Poliklinik für Chirurgie).
Pankreatische Neuropathie und Schmerz-Forschungsgruppe (Klinik und Poliklinik für Chirurgie des Klinikums rechts der Isar; Frau Dr. Mota Reyes: 5. von links)
Die Immuntherapie, eine Behandlungsmethode, die das körpereigene Immunsystem zur Bekämpfung von Krebs einsetzt, hat bei Bauchspeicheldrüsenkrebs nicht die erhoffte Wirkung gezeigt. In früheren Studien an Patientinnen und Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs wurde festgestellt, dass eine Therapie vor der eigentlichen Operation (neoadjuvante Therapie) einen bemerkenswerten Vorteil an Überlebenschancen bietet. Forschungsgruppenleiter Prof. Dr. I. Ekin Demir (Leitender Oberarzt, Klinik und Poliklinik für Chirurgie) spricht von einer „Ansprechen-generierenden Immuntherapie“, die mit der Definition von so genannten „Zielmolekülen“ erreicht werden kann.
Die Forschungsgruppe, die auch seit Jahren von der Stiftung Chirurgie TU München unterstützt wird, konnte bereits in einer früheren Studie zeigen, dass diese neoadjuvante Therapie zu einer Veränderung des immunologischen Umfelds im Tumor führt, indem sie die Unterdrückung des Immunsystems verringert. Die Vermutung ist demnach, dass die Chemotherapie bei positivem Ansprechen, spezifische molekulare Signalwege in den im Tumor vorhandenen Immunzellen aktiviert und selektiv auf immunsuppressive Zelltypen abzielt. Wichtig ist dabei, dass sich das immunologische Profil von Bauchspeicheldrüsenkrebs im Verlauf des Tumorwachstums verändert, weshalb unterschiedliche immuntherapeutische Ansätze für frühe und fortgeschrittene Stadien des Krebses erforderlich sind.
In ihrem Forschungsprojekt „Entschlüsselung der immunologischen Wirkung der Chemotherapie beim Pankreaskarzinom“ möchte die Pankreatische Neuropathie und Schmerz-Forschungsgruppe an der Klinik und Poliklinik für Chirurgie folglich in frühen als auch in fortgeschrittenen Stadien die Auswirkung bestimmter Medikamente untersuchen, die diejenigen Krebszellen abtöten, die immunologischen Signalwege in Bauchspeicheldrüsentumoren beeinflussen. Ziel ist es, herausfinden wie sich die Behandlung auf die biologischen Prozesse der Immunzellen auswirkt, d.h. beispielsweise das Zellwachstum, das Absterben von Zellen sowie die Zellalterung. Im Anschluss sollen potentielle therapeutische Ziele validiert werden, um hier ein besseres Bild der beteiligten molekularen Prozesse und Mechanismen zu erhalten, die hinter den positiven Auswirkungen der neoadjuvanten Therapie stehen.
Ausblickend bietet diese herausragende Entdeckung neuartiger immunologischer Ziele, die durch die Chemotherapie freigesetzt werden, die Chance auf neue wirksamere immuntherapeutische Strategien, die die Grenzen der konventionellen Chemotherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs überwinden, freut sich Klinikdirektor Prof. Helmut Friess.