August 2023

Im Rahmen der Klinikpartnerschaft des Klinikums rechts der Isar und des Komfo Anokye Teaching Hospital in Kumasi, Ghana reiste ein Team um Univ.-Prof. Dr. Helmut Friess (Direktor der Chirurgischen Klinik und Poliklinik am Klinikum rechts der Isar der TUM) im August diesen Jahres erneut nach Kumasi, um ehrenamtlich zu operieren. Dieses Partnerschaftsprojekt wird durch die Initiative „Klinikpartnerschaften – Partner stärken Gesundheit“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit in Kooperation mit der Else Kröner-Fresensius Stiftung bereits seit vielen Jahren gefördert.

Es ist mutig, berührend und beachtlich zugleich…in vier Tagen fanden zwölf große onkologische Operationen in kollegialer ghanaisch-deutscher Zusammenarbeit statt. Zwölf Einzelschicksale, denen aufgrund hoch spezialisierter Erfahrung, kompetent geholfen werden konnte.

So auch einem junger Mann namens Anthony, dem mit seinen 21 Jahren seine Zukunft noch bevorsteht. Dank dem großartigen Einsatz des Chirurgen-Teams um Prof. Friess, einem weltweit renommierten Bauchchirurgen und Pankreas-Experten, konnte sein sehr fortgeschrittener und großer mesenterialer Tumor mit Einbezug des Dünndarms entfernt werden. Hoffnungsvoll plant er nun, sein Studium weiterzuführen.

Die hoch präzise chirurgische Leistung, der unermüdliche Fleiß und das ehrenhafte Engagement der Chirurgen aus Deutschland wurde von dem jungen Chirurgenkollegium aus Ghana sehr geschätzt, da sie viel von der Erfahrung von Univ.-Prof. Dr. Helmut Friess, PD Dr. Dr. Daniel Hartmann und PD Dr. Michael Müller profitieren konnten. In kurzer Zeit konnten sie einiges Neues sehen und lernen. Großer Dank gilt Prof. Dr. Matthias Richter-Turtur, der nach vierzig Jahren Ghanaerfahrung ein umfassendes Netzwerk vor Ort aufgebaut hat und viele Projekte parallel vorantreibt.

Erstmalig nahm die Medizinstudentin Lena Müller teil. Sie hat vor Ort das Forschungsprojekt der Schistosomiasis, auch Bilharziose genannt (Wurmkrankheit) vorangetrieben, welches sich der Forschung, Screening und Bewertung dieser Krankheit widmet. Neben Kontakten knüpfen und Gespräche führen hat Frau Müller im OP-Saal unterstützt. Mit Tim Hafner, unserem Diätassistenten, Ernährungsberater der Chirurgischen Klinik, konnten durch die Zusammenarbeit mit dem ghanaischen Ernährungs-Team vor Ort viele Patienten/innen gescreent und diagnostiziert werden. Zudem wurde ein Konzept für den postoperativen Kostaufbau gemeinsam erarbeitet. Die aus Deutschland mitgebrachte hochkalorische Trinknahrung wurde zusätzlich an Patienten/innen verteilt, welche sie dringend benötigten.

Der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Ghana, Herr Daniel Krull hat sich vor Ort zwei Stunden Zeit genommen. Bei dieser Gelegenheit konnten unsere Ärzte die Klinikpartnerschaft mit dem Universitätsklinikum rechts der Isar und der KATH Kumasi sowie alle weiteren Pläne und Projekte vorstellen und einen Blick in die Zukunft werfen, wie die partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Ghana weiter gestärkt werden können.

v.l.n.r.: Lena Müller, PD Dr. Michael Müller, Univ.-Prof. Dr. Helmut Friess, Botschafter Daniel Krull, PD Dr. Dr. Daniel Hartmann, Prof. Dr. Matthias Richter-Turtur

Das deutsche Team konnte im Gegenzug auch einiges an Erfahrung mitnehmen: Das Einstellen auf die Umstände in einem anderen Land und in einem fremden OP-Saal. Der Umgang mit Geräten, die teils nicht funktionsbereit sind oder, ohne ein bestimmtes Material auszukommen. Neu waren beispielsweise auch der handgeschriebene OP-Plan, CT- und MRT-Bilder als Abzüge und keine Möglichkeiten der Schnellschnittdiagnostik während der Operation. Die bunte OP-Hauben als gute Laune-Macher kommen auf alle Fälle als schöne Erinnerung mit nach München.

v.l.n.r.: Univ.-Prof. Dr. med. Helmut Friess (Direktor der Klinik und Poliklinik für Chirurgie) mit deutschen und ghanaischen Kolleginnen und Kollegen im Operationssaal

 

WIR SAGEN DANKE!

Durch Erfahrungsaustausch und enge Vernetzung von Chirurgen des Komfo Anokye Teaching Hospitals (KATH) mit Chirurgen des Klinikums rechts der Isar in München (MRI) gelang uns in den vergangenen Jahren eine deutliche Verbesserung der chirurgischen Versorgung in der Ashanti Region und im nördlichen Ghana. Insbesondere durch entsprechende Fortbildung sowie praktische Anleitung der Chirurgen des KATH erfolgt die Ausbildung in einzelnen Eingriffen, die derzeit nicht am KATH angeboten werden. Durch On-The-Job Begleitung des fortgebildeten Personals am KATH durch Chirurgen des MRI werden die erlernten Techniken gefestigt und in den klinischen Ablauf implementiert.

Die Signale aus Ghana sind äußerst positiv, was sich auch in einem Empfang durch den Gesundheitsminister Ghanas Hon. Kwaku Agyemang Manu im Ministry of Health Ghana sowie ein Treffen mit dem Umwelt-, Wissenschafts- und Innovationsminister Ghanas Prof. Dr. Kwabena Frimpong-Boateng im Ministry of Environment, Science Technology and Innovation widerspiegelte. Auch gab es einen Austausch mit dem Generaldirektor des Nationalen Gesundheitsdienstes Ghana Professor Dr. Anthony Nsiah-Asare im Hauptsitz des Ghana Health Service, mit dem Health Economics Advisor der Weltgesundheitsorganisation Herrn Selassi Amah d’Almeida im WHO Regionalbüro Ghana sowie dem Deutschen Botschafter in Ghana Daniel Krull.

Im Oktober 2021 konnte trotz erschwerter Umstände während der COVID19-Pandemie eine fünfköpfige Delegation aus München erneut ans KATH reisen, um die Ausbildung des Personals vor Ort fortzusetzen. Dies geschieht ehrenamtlich und unter persönlichem Einsatz der Mitarbeiter des MRIs. Vor dem Hintergrund der COVID-19-Pandemie ist ein erklärtes Ziel die nachhaltige Verbesserung der hygienischen Standards und der intensivmedizinischen Versorgung in Kumasi und der Ashanti-Region. Neben der mehrtägigen Schulung von Ärzten, Pflegepersonal und MTAs des KATHs vor Ort ist zudem die Integration von Kollegen des KATH im Operationssaal, auf der Intensivstation und im Diagnostikbereich des Klinikums rechts der Isar (MRT) geplant, um eine professionelle Ausbildung nach internationalen Standards zu ermöglichen.

Des Weiteren erfolgte vor Ort eine Spendenübergabe zahlreicher Verbrauchsmittel sowie die Übergabe von mehreren Beatmungsgeräten (medical oxygen ventilators), um die Ausstattung der Intensivstation am KATH zu verbessern. Somit stellt unsere Partnerschaft eine relevante deutsch-ghanaische Brücke in der Gesundheitsentwicklung dar, die finanziell vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der Else Kröner Fresenius Stiftung nachhaltig gefördert wird.