Der Welt-Pankreaskarzinomtag ist mittlerweile zu einem internationalen Ereignis geworden. Viele Institute in Amerika, Asien und Europa nehmen den Weltpankreaskrebstag am 19. November 2020 zum Anlass, auf das Thema Pankreaskarzinom aufmerksam zu machen und in das Bewusstsein der Gesellschaft und der Medizin zu rücken. Univ.-Prof. Dr. Helmut Friess, der zu den weltweit besten Experten bei der Behandlung von Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört setzt sich dafür ein, dass das Klinikum rechts der Isar am 19. November Lila leuchtet.

Herr Prof. Friess, was bedeutet für Sie die Farbe Lila?

Univ.-Prof. Helmut Friess: Seit 2014 hat diese Farbe für mich eine neue Bedeutung gewonnen. Mit dem Welt-Pankreaskrebstag (WPCD – World Pancreatic Cancer Day) möchten die Organisatoren die Öffentlichkeit für Bauchspeicheldrüsenkrebs sensibilisieren. Ihr Ziel ist es, die Aufmerksamkeit auf die Symptome und Risiken von Bauchspeicheldrüsenkrebs zu lenken und darauf hinzuweisen, wie wichtig eine frühzeitige Diagnose für die Überlebenschancen von Patienten ist. Die Farbe Lila dominiert die jährliche Kampagne, viele Gebäude werden weltweit angestrahlt.

Heute setzen sich weltweit 90 Organisationen aus über 35 Ländern und 6 Kontinenten ein und fordern, dass man Bauchspeicheldrüsenkrebs schneller erkennt, behandelt und intensiver nach neuen Therapieansätzen forscht. Was ist Ihre persönliche Forderung und woran arbeiten bzw. forschen Sie und Ihr Team gerade?

Univ.-Prof. Helmut Friess: Wir fordern mehr Investitionen in die Pankreaskarzinomforschung. Aus meiner Sicht sollte ein nationales Forschungsprogramm initiiert werden, was sich ganz dieser Erkrankung widmet. Unsere Forschung ist beim Pankreaskarzinom sehr vielfältig. Wir sind aktiv in der Entwicklung einer Frühdiagnostik, besseren medikamentösen und operativen Therapieansätzen aber auch an komplementär-medizinischen Therapie-Additiven.

In einer Infobroschüre des Weltpankreaskrebstages steht, dass Bauchspeicheldrüsenkrebs zum Verdrängen einlädt, aber gerade das Hinschauen so dringend gebraucht wird, um gezielt helfen zu können? Was empfehlen Sie Betroffenen und Angehörigen?

Univ.-Prof. Helmut Friess: Ja, die Krankheit lädt zum Verdrängen ein. Das ist genau das Problem. Aber wir müssen uns in unserer Gesellschaft damit auseinandersetzen. Die Erkrankungszahlen gehen nach oben und die Prognose zeigt, dass 2030 das Pankreaskarzinom die zweithäufigste Todesursache bei Tumorerkrankungen sein wird. Verdrängen ist keine Lösung, wir müssen über diese Krankheit sprechen und aktiv an Verbesserungen arbeiten.

Herr Prof. Friess, das diesjährige Motto des Weltpankreaskrebstages lautet „Erkenntnis – Bewegung – Fortschritt“, wie schätzen Sie die Herausforderungen gerade in Zeiten von Corona für eine erfolgreiche Behandlung des Pankreaskarzinoms ein?

Univ.-Prof. Helmut Friess: In dieser wirklich herausfordernden und für viele sicher auch belastenden Corona-Pandemie ist es schwieriger geworden, auch andere schwere Erkrankungen wie das Pankreaskarzinom, nicht außer Acht zu lassen. In der Kommunikation zwischen den führenden Forschungsinstituten fehlt der persönliche Austausch und damit auch ein Teil der Inspiration für weiterführende Projekte. Wir werden uns daher trotz zusätzlicher Belastungen noch mehr anstrengen, die Forschung und die Therapie des Pankreaskarzinoms weiter voran zu treiben.

Vielen Dank für das Gespräch!

Für Rückfragen steht zur Verfügung:
Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

Klinik und Poliklinik für Chirurgie

Direktion Chirurgie

Univ.-Prof. Dr. med. Helmut Friess

Tel.: +49 89 4140- 2121, E-Mail: helmut.friess@mri.tum.de

Univ.-Prof. Dr. med. Helmut Friess

Direktor der Klinik und Poliklinik für Chirurgie

am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München